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Knut Eckstein, lives and works in Berlin
"Zur arbeit von Knut Eckstein: Von den Minimal-Künstlern hat Knut Eckstein ein Konzept übernommen, das, statt Geschichten zu erzählen, darauf angelegt ist, diese in den Köpfen des Publikums hervorzurufen. Unfertig und provisorisch wirken seine Setzungen, die in genau dem Mass, wie sie eine Funktion suggerieren, diese auch wieder untergraben. Anders als die geschichts- und erinnerungslosen Strukturformen der Minimalisten evozieren Knut Ecksteins Arbeiten einen sozialen und politischen Zusammenhang. Das Interesse an kunstimmanenten Fragestellungen, am Zusammenspiel von Form und Farbe wird zwar nicht geleugnet, durch den bevorzugten Werkstoff, Verpackungskartons und Pappe, sind Ecksteins Arbeiten jedoch unübersehbar von der realexistierenden Wirklichkeit kontaminiert. Was sich in der "gesofteten" Umgebung eines Ausstellungsraumes als die Infragestellung einer künstlerischen Tradition artikuliert, wird im öffentlichen Raum, gewissermassen unter umgekehrte Vorzeichen gesetzt - zu einem subtilen, dafür aber umso nachhaltigeren Störfaktor."
"In Bremen befestigte Eckstein zum Beispiel zu einem monumentalen Bündel gefügte Verpackungskartons an einem hohen Baugerüst. Eine unsinnige Setzung, deren Absurdität sich auf die Wahrnehmung der Umgebung übertrug und die Baustelle, das Bauvorhaben, den gesamten Kontext also, in ein anderes Licht rückte und grundlegend in Frage stellte. Ecksteins Eingriff war nicht auf Aufdringlichkeit angelegt und wurde wohl von vielen Menschen gar nicht erst registriert. Dies änderte indessen wenig an der Tatsache, dass sich bei denen, die das eigenartige "Teil" bemerkten, ein Befremden einstellte, das die Gedanken mehr und mehr infiltrierte. In eine ähnliche Richtung zielte auch die Neonschrift "spacepark", die an demselben Baugerüst befestigt, vor allem in der Nacht ihre Wirkung tat und die eher desolate Gegend mit suggestiven Erwartungen auflud. Der Eingriff, den Eckstein in einer Polizeistation in derselben Stadt vornahm, ist so subversiv, dass man sich wundert, wie es dem Künstler gelingen konnte, die Verantwortlichen für sein Vorhaben zu gewinnen. In der Eingangszone kombinierte er in einem Rosaton gestrichene, horizontal geschichtete Elemente aus Pappkarton mit zwei Fotografien, die beide Gitterstrukturen zeigen. Die Assoziation war so grundsätzlich wie eindeutig und wurde auch durch die rot glimmende Neonschrift, die Eckstein am Gebäudeäusseren hat anbringen lassen, nicht gemindert. "Police Station" war da in geschwungenen Lettern zu lesen. Die Verknüpfung von repressiver Ordnung und werbeweicher Verführung evozierte ein geradezu obszönes und damit äusserst fragwürdiges Bild des staatlichen Gewaltmonopols." (Claudia Spinelli, in: Knut Eckstein - City-Lights, Katalog zur Ausstellung, plus Neue Kunst Bremen, 2002, S. 26-27.) (09.2010) | zurück |
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